Durch ihre engen funktionellen Verbindungen zu den inneren Körperorganen spiegelt die Haut in vielfältiger Weise den Gesamtzustand des Körpers wider. Hautveränderungen sind so nicht selten die ersten Symptome beginnender schwerwiegender Störungen.
Hautveränderungen und ihre Bedeutung
Die Haut kann uns wichtige Informationen über den Zustand des Organismus im Allgemeinen und spezifische Antworten über verschiedene Funktionszustände von Organen oder Organteilen geben. Im Folgenden werden einige Hautveränderungen beschrieben, die vor allem bei älteren Menschen in Verbindung mit alterstypischen Erkrankungen auftreten. Liegen dabei mehrere Krankheiten gleichzeitig vor, was im Alter häufig ist, kann es durchaus sein, dass auch die Haut dementsprechend in Mitleidenschaft gezogen ist. Das vermehrte Auftreten von Hautveränderungen im Alter ist auch der Grund dafür, dass die Hautbeobachtung in der Altenpflege besonders wichtig ist.
Veränderungen der Haut bei Störungen des Kreislaufsystems
Krankhafte Störungen des Kreislaufsystems zeigen sich durch Veränderungen der Hautfarbe. Bluthochdruck bewirkt oft eine auffallend rote Gesichtshaut, bei niedrigem Blutdruck ist die Haut blass. Plötzlich auftretende Blässe, verbunden mit kleinperligem, kaltem Schweiß, ist ein Anzeichen für Schock und signalisiert drohendes akutes Kreislaufversagen. Eine vermehrte Durchblutung, beispielsweise bei Fieber, Erhitzung oder Aufregung, führt zur Hautrötung, die häufig fleckenförmig ist.
Bei arteriellen Durchblutungsstörungen sind die Extremitäten kalt und blass. Venöse Abflussbehinderungen äußern sich in einer zyanotischen (bläulichen) Verfärbung der betroffenen Extremität. Ein verminderter Sauerstoffgehalt des Blutes zeigt sich ebenfalls in einer diffusen Zyanose der Haut. Sie tritt bei vielen Herz- und Lungenerkrankungen auf, aber auch bei einer Verlegung der Atemwege. Die Zyanose ist zuerst an Nägeln und Lippen erkennbar.
Sensibilitätsstörungen der Haut ergeben sich bei Schäden des dazugehörigen Nervensegmentes oder bei Durchblutungsstörungen.
Hautveränderungen bei Stoffwechselerkrankungen
Auch eine Reihe von Stoffwechselerkrankungen zeigt sich oft zuerst an der Haut.
Bei Diabetes mellitus kann es durch Schädigungen der Kapillargefäße und eine verringerte Abwehrkraft zu folgenden Symptomen kommen: Juckreiz ohne sichtbare Hautveränderungen, Juckreiz und Entzündungen der Mundschleimhaut, der Afterschleimhaut und an den Genitalien sowie immer wiederkehrende Hautentzündungen und Pilzinfektionen. Diese sind häufig erste Hinweise auf einen Diabetes mellitus. Bei einer Verschlechterung der Stoffwechsellage sind bakterielle Hautinfektionen, Hautabszesse und Furunkel (tiefe, schmerzhafte Entzündung des Haarbalgs) nicht selten.
Störungen des Fettstoffwechsels mit krankhaft erhöhtem Blutfett können zur Einlagerung von kleinen Fetttröpfchen in der Haut der Augenlider führen. Solche Einlagerungen werden als Xanthelasmen bezeichnet. Sie treten als gelblich-bräunliche Knötchen oder als rote Papeln mit gelblichem Zentrum auf. Fettablagerungen in Streifenform (Xanthome) bilden sich manchmal auch in den Furchen der Handflächen aus, können aber auch an Sehnenscheiden, EIlbogen oder Kniegelenken auftreten.
Bei Gicht kann sich infolge der Überproduktion von Harnsäure Juckreiz einstellen. Es können sich auch Gichtknoten, sog. Gichttophie, bilden. Dabei handelt es sich um Ablagerungen von Harnsäurekristallen in (Haut-)Geweben außerhalb der Gelenke. Meistens finden sich die Gichtknoten an Ohrläppchen, Händen, Füßen, Ellbogen und außerhalb der Kniegelenke.
Bei Eisenmangel (Anämie), bei dem zu wenig Blutfarbstoff Hämoglobin gebildet wird, können Haarausfall, Nagelwachstumsstörungen und extreme Blässe hinweisende Symptome sein.
Eine gestörte Leberfunktion bewirkt die verschiedenartigsten Hautveränderungen. Die bekannteste ist die Gelbfärbung der Haut (Ikterus) bei Leberentzündung und Verschluss der Gallenwege. Der Ikterus entsteht, wenn der gelbbraune Gallenfarbstoff Bilirubin nicht mehr ausreichend abgebaut werden kann, sich im Blut konzentriert und in der Haut ablagert. Meist besteht vorher starker Juckreiz.
Schwere Leberschäden sind charakterisiert durch den Verlust der Körperhaare (Bauchglatze), eine sichtbare Venenzeichnung auf der Bauchhaut (Kollateralkreislauf um die blockierte Pfortader), Rötung der Handteller, Lacklippen, eine rote, glatte Zunge, eine Gelb- bis Gelbgrünfärbung der Haut, später eine Dunkelfärbung durch Ablagerung eisenhaltiger Pigmente, Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme) sowie Nagelwachstumsstörungen und -farbveränderungen.
Bei Nierenerkrankungen finden sich häufig Ödeme im Bereich der Augenlider, die mitunter erst zum Erkennen der Störung führen, was erneut die Wichtigkeit der Hautbeobachtung in der Pflege demonstriert. Die extreme Blässe nierenkranker Patienten beruht auf Blutarmut und Kreislaufschädigungen.
Hautbelastungen durch Medikamente
Weil sie als Folge einer unerlässlichen medikamentösen Therapie auftreten, sind solche Hautprobleme leider oft unvermeidbar. Mit einer intensiven Hautpflege lassen sich jedoch die schlimmsten Auswirkungen mildern. Zu den „Hautreizern“ unter den Arzneimitteln gehören die Betarezeptorenblocker, die oft beispielsweise zur Behandlung von Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen eingesetzt werden. Des Weiteren können Diuretika, die ein Ausschwemmen des Wassers durch die Nieren bewirken und damit das Herz entlasten, zu geröteter und juckender Haut führen. Juckreiz und Rötungen können aber auch durch herzwirksame Medikamente hervorgerufen werden, die bei Herzrhythmusstörungen (Antiarrhythmika) oder Herzmuskelschwäche (Herzglykoside) gegeben werden.
Medikamentenbeanspruchte Haut findet sich jedoch nicht nur bei Herzpatienten, sondern häufig auch bei Menschen, die an Asthma leiden und dagegen Glucocorticoide (Kortison) einnehmen oder Patienten, die gegen Rheuma und chronische Polyarthritis mit nichtsteroidalen Antirheumatika wie zum Beispiel Diclofenac vorgehen.
Veränderungen der Hautanhangsgebilde
Auch die Hautanhangsgebilde wie Haare, Nägel und Hautdrüsen können durch Erkrankungen sichtbar betroffen sein. Häufig haben schwere Allgemeinerkrankungen mit ausgeprägten Stoffwechselstörungen verstärkten Haarausfall zur Folge, der jedoch bei Genesung meist wieder zum Stillstand kommt. Ebenso können Medikamente verstärkten Haarausfall bewirken, z. B. bei einer Chemotherapie bei Krebserkrankungen.
Nagelveränderungen sind Verfärbungen, Wachstumsstörungen oder sonstige Veränderungen der normalerweise glatten Oberfläche. Dazu einige Beispiele: Bei Eisenmangel sind die Nägel weißfleckig, völlig weiß bei Leberzellschäden oder schweren Herzfehlern. Auffallend langsames Wachstum findet sich vor allem bei Durchblutungsstörungen. Längsrillen treten meist im höheren Alter bei Stoffwechselstörungen auf. Querrillen sind oft die Folge von Ernährungsstörungen, chronischen Entzündungen des Nagelbettes oder Ekzemleiden. Schlegelförmige Verformungen der Finger mit gerundeten Fingernägeln können schwere Nieren-, Lungen- oder auch Herzerkrankungen anzeigen.
Veränderungen der Talgproduktion können durch hormonelle oder nervliche Einflüsse zustande kommen. So ist beispielsweise für die Parkinson-Krankheit eine gesteigerte Talgproduktion typisch. Der Kranke hat ein glänzendes „Salbengesicht“. Durch Austrocknen der Haut ergeben sich sog. Austrocknungs-(Exsikkations-) Ekzeme, die sowohl durch Neurodermitis als auch durch das Alter bedingt sein können.
Tumorerkrankungen der Haut
Tumoren sind nicht mehr rückbildungsfähige Wucherungen, die nach ihrer pathologischen Erscheinungsform in gutartige Tumoren (z. B. Alterswarzen, Basalzellpapillome, Pigmentzellnävi), Präkanzerosen (z. B. Verhornungsstörungen der Haut) und bösartige Tumoren (z. B. Basaliome, Melanome) eingeteilt werden. Bei diesen Anzeichen muss man reagieren:
Die ABCD-Regel für die Hautbeobachtung in der Pflege bezüglich Tumorerkankungen:
- A wie Asymmetrie – ungleichmäßige, asymmetrische Form: Ein neuer dunkler Hautfleck ist ungleichmäßig geformt, d. h. nicht gleichmäßig rund, oval oder länglich. Außerdem ist es möglich, dass sich die Form eines bereits vorhandenen Flecks verändert hat.
- B wie Begrenzung – verwaschene, gezackte oder unebene und raue Ränder: Ein dunkler Hautfleck hat verwischte Konturen oder wächst ausgefranst in den gesunden Hautbereich.
- C wie Colour – (englisch = Farbe): unterschiedliche Färbungen, hellere und dunklere Flecken in einem Mal: Achten Sie auf einen Fleck, der nicht gleichmäßig in der Farbe, sondern vermischt ist mit Rosa, Grau oder schwarzen Punkten. Er weist auf ein malignes Melanom hin und sollte grundsätzlich ärztlich untersucht werden. Dasselbe gilt für krustige Auflagen.
- D wie Durchmesser – der Durchmesser ist an der breitesten Stelle größer als fünf Millimeter: Pigmentmale, die größer als 5 mm im Durchmesser sind oder eine Halbkugelform haben, sollten kontrolliert werden.