Diabetes – mit viel Unterstützung auch im Alter noch beherrschbar

Diabetes mellitus ist die häufigste Begleiterkrankungen im Alter. Jeder zweite Zuckerkranke ist älter als 65 Jahre. Aber mit guter ärztlicher und pflegerischer Unterstützung gelingt es vielen Diabetikern, mit dieser Stoffwechselstörung gut zurechtzukommen und ein fast normales Leben zu führen.

Seniorin misst Blutzuckerspiegel Seniorin misst Blutzuckerspiegel

Diabetes mellitus, auch als Zuckerkrankheit bezeichnet, zählt zu den großen Volkskrankheiten. Unter Einbeziehung einer hohen Dunkelziffer geht die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG 2013) von zehn Millionen Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 aus. Die Hälfte aller Typ 2 Diabetiker ist dabei älter als 65 Jahre, weshalb Diabetes als alterstypische Erkrankung eingestuft wird. Dies bedeutet, dass allein aufgrund der demographischen Entwicklung hin zur Überalterung der Bevölkerung weiter mit steigenden Erkrankungszahlen zu rechnen ist. Weitere Gründe für die weltweit steigende Anzahl von Typ 2 Diabetikern dürften aber auch sein, dass viele Menschen stark übergewichtig sind, sich falsch ernähren, an Bluthochdruck leiden und sich zu wenig bewegen. Als Folge lässt sich beobachten, dass zunehmend auch jüngere Menschen an Typ 2 erkranken.

Pflegerin misst Blutzuckerspiegel bei Seniorin

Viele Menschen trifft die Diagnose „Diabetes mellitus" aus heiterem Himmel. Denn die Stoffwechselstörung entwickelt sich schleichend und verursacht lange Zeit keine oder nur geringe Beschwerden. Erste Anzeichen wie allgemeine Schwäche, Müdigkeit oder ein verstärktes Durstgefühl werden von den Betroffenen selbst oder von den Betreuenden leicht verkannt. Nicht selten wird der Diabetes dann im Rahmen anderer Untersuchungen aufgedeckt oder aber erste Komplikationen führen zur Diagnosestellung – mit der Folge, dass die Patienten zum Zeitpunkt der Diagnose durchschnittlich schon seit sieben Jahren diabetisch sind und bereits an nicht mehr rückgängig zu machenden Langzeitschäden leiden.

Diabetes mellitus – eine chronische Störung des Kohlenhydratstoffwechsels

Ein Großteil unserer Ernährung besteht aus Kohlenhydraten, die im Dünndarm gespalten und als Glucose, der einfachsten menschlichen Zuckerverbindung, zur Leber transportiert werden. Von hier aus wird die Glucose als „Brennstoff" zur Energiegewinnung an die Körperzellen weitergeleitet.

Die im Blut transportierte Glucose kann aber nicht so ohne weiteres in die Körperzellen gelangen. Der Eintritt in die Zellen ist nur über bestimmte „Pforten", sog. Rezeptoren, in den Zellwänden möglich, die zuvor durch das Hormon Insulin „aufgeschlossen" werden müssen.

Insulin wird in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) in den B-Zellen der sog. Langerhans-Inseln produziert und direkt ins Blut abgegeben. Wie viel Insulin benötigt wird, ist abhängig von der Glucosekonzentration im Blut. Steigt diese an, wird entsprechend mehr Insulin freigesetzt. Sinkt die Glucosekonzentration ab, wird die Ausschüttung gehemmt. Mit diesem Regelsystem kann der Körper gut auf das wechselnde Kohlenhydratangebot reagieren, aber auch auf den unterschiedlichen Bedarf an Glucose. Ein hoher Glucosebedarf entsteht beispielsweise durch erhöhte körperliche Aktivitäten.

Ist die Bauchspeicheldrüse jedoch nicht mehr in der Lage, Insulin zu produzieren (absoluter Insulinmangel) oder kann die Insulinproduktion nicht mehr den Erfordernissen angepasst werden, sammelt sich die Glucose im Blut an, die Blutzuckerkonzentration steigt. Bei hohen Konzentrationen ist dann auch die Filtrationsleistung der Nieren überfordert – ab etwa 180 mg/dl Glucose im Blut tritt der Zucker im Urin auf.

Bauchspeicheldruese

Diabetes ist nicht gleich Diabetes

Diabetiker spritzt sich Insulin

Es gibt mehrere Diabetes-Formen: den Typ 1 und Typ 2. Daneben existieren weitere Formen wie der Schwangerschafts-Diabetes (Gestationsdiabetes) oder Diabetes infolge von Krankheiten des Pankreas.

Diabetes mellitus Typ 1 tritt vorwiegend im Kindes- und Jugendalter auf, kann sich aber auch in späteren Jahren zeigen. Verursacht wird diese Diabetesform durch eine schleichende Zerstörung der Insulin produzierenden B-Zellen in der Bauchspeicheldrüse, was zu absolutem Insulinmangel führt. Zur Behandlung muss Insulin gespritzt werden.

Diabetes mellitus Typ 2 ist die weitaus häufigere Diabetesform, etwa 90 % der Diabetiker sind davon betroffen. Das Manifestationsalter liegt in der Regel nach dem 50. Lebensjahr, weshalb der Typ 2 Diabetes auch umgangssprachlich als „Altersdiabetes" oder „Alterszucker" bezeichnet wird. Als Ursachen für den Typ 2 Diabetes gilt eine angeborene bzw. erworbene Insulin-Unempfindlichkeit (Insulinresistenz), die durch Überernährung und Bewegungsmangel mit nachfolgender Fettsucht verstärkt wird. Behandelt wird durch Gewichtsreduzierung, kaloriengerechte Ernährung, viel Bewegung und Medikamente, sog. Antidiabetika. Dabei stehen verschiedene Substanzgruppen zur Verfügung, die unterschiedliche Wirkungen auf den Kohlenhydratstoffwechsel haben. Mit Fortschreiten der Stoffwechselstörung und zunehmendem Insulinmangel wird Insulin gespritzt.

Alter kompliziert Behandlung und Pflege

Unabhängig vom Diabetestyp und damit vom Alter stehen drei Ziele bei der Behandlung von Diabetes mellitus im Vordergrund:

  • Sicherung eines dauerhaft ausgeglichenen Kohlenhydratstoffwechsels mit möglichst normnaher Blutzuckereinstellung, d. h. die Blutzuckerwerte sollten denen eines Gesunden möglichst nahe kommen
  • Vermeidung von akuten Stoffwechselentgleisungen wie Hyperglykämie (= Überzuckerung), Hypoglykämie (= Unterzuckerung) oder diabetischem Koma
  • Vermeidung möglicher Folgekomplikationen, die vor allem das Gefäß- und Nervensystem betreffen

Um diese Ziele zu erreichen, ist eine intensive ärztliche Behandlung nach bestimmten Therapieleitlinien erforderlich, die von medizinischen Fachgesellschaften wie beispielsweise der Deutschen Diabetes Gesellschaft vorgegeben sind. Letztlich entscheidend für den dauerhaften Erfolg der Behandlung aber ist die aktive Mitarbeit und Disziplin des diabetischen Patienten.

Und das kann im höheren Alter ganz schön schwierig werden. Zwar gibt es auch in der Altersgruppe der alten und betagten Menschen viele selbstständige und noch weitgehend unabhängige Menschen, die durchaus eigenverantwortlich an der Beherrschung ihrer Stoffwechselstörung mitarbeiten können. Diese Patienten werden vor allem Führung und Motivation brauchen, denn es ist nicht einfach, im fortgeschrittenen Alter plötzlich und diszipliniert seine Lebensgewohnheiten umstellen zu müssen, um sich trotz Diabetes Lebensqualität zu erhalten.

Weitaus häufiger aber wird der Alterspatient mit Diabetes zugleich ein „geriatrischer Patient“ sein, der mit so manchen, oft schweren Behinderungen und Beeinträchtigungen zu kämpfen hat. Zu nennen sind hier beispielsweise eine erhöhte Anfälligkeit für gesundheitliche Störungen als Folge der natürlichen Altersveränderungen, das Vorliegen mehrerer Erkankungen (was als Multimorbidität bezeichnet wird) mit organübergreifenden Wechselwirkungen, aber auch das häufige Vorliegen typischer geriatrischer Syndrome wie Inkontinenz, Sturzneigung, chronische Wunden, Mangelernährung (Malnutrition), Depression oder Demenz in verschiedenen Stadien. Tritt dazu Diabetes auf, bedeutet dies für die Betroffen eine erhebliche Verschlechterung ihrer Lebensumstände – und auch der Bedarf an Behandlung, Pflege und Rundum-Betreuung wächst enorm. Ein sogenannter interdisziplinärer Therapieansatz – vorgegeben durch die Leitlinien der Deutschen Diabetes Gesellschaft – zwischen Diabetologe, Hausarzt, Pflege und Angehörigen ist dann für den Behandlungserfolg unabdingbar.

Diabetikerbetreuung ist keine leichte Aufgabe

Haben Sie die Pflege eines Angehörigen übernommen, der zu seinen geriatrischen Erkrankungen auch noch an Diabetes mellitus leidet, kommt auf Sie eine Reihe von Aufgaben zu, die nicht einfach zu bewältigen sind. Informieren Sie sich deshalb bei der Krankenkasse bzw. Pflegekasse des Pflegebedürftigen, welche Hilfsangebote speziell bei Diabetes zur Verfügung stehen. Insbesondere ist zu klären, wie die Leistungen der Kassen für die zahlreichen Hilfsmittel aussehen, die ein Diabetiker benötigt. Das sind beispielsweise Blutzuckermessgeräte, Teststreifen, Stechhilfen oder Insulinpens. Einige wichtige Aspekte der Pflege bei Diabetes mellitus sind nachfolgend zusammengefasst.

Eine tragende Säule jeder Diabetesbehandlung ist die Einhaltung einer diabetesgerechten Ernährung. Dazu wird heute eine ausgewogene Mischkost empfohlen, wobei langsam blutzuckerwirksamen, ballaststoffreichen Kohlenhydraten (Mehrfachzucker) gegenüber schnell blutzuckerwirksamen Kohlenhydraten (Einfach- bzw. Zweifachzucker) der Vorzug gegeben werden soll. Praktisch heißt das: mehr Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte (wenn sie vom Diabetiker vertragen werden) und Getreideprodukte. Gewöhnlich kann diese Kostform zuhause ohne größere Probleme durchgeführt werden. Eine Reduktionskost zur Gewichtsreduzierung bzw. BE-berechnete Kost ist mit zunehmendem Alter seltener erforderlich.

Mangelernährung oder auch Malnutrition bedeutet eine Unterversorgung mit einem oder mehreren der Ernährungsgruppen: Kohlenhydrate, Proteine, essenzielle Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe. Sie kann sich ergeben, weil insgesamt zu wenig gegessen wird oder weil ein Mangel an irgendeinem Nährstoff besteht. Altersdiabetiker sind durch beide Konstellationen hochgefährdet. Malnutrition kann beispielsweise entstehen durch Appetitmangel als Folge verminderten Geschmacksempfinden, nachlassendes Hungergefühl (nicht selten bedingt durch die Einnahme von Medikamenten) oder Störungen der Kaufunktion durch Probleme mit schlecht sitzenden Gebissprothesen. Bei zuhause lebenden Altersdiabetikern spielt oft eine eingeschränkte Mobilität, die sowohl die Beschaffung frischer Lebensmittel als auch die Zubereitung der Mahlzeiten erschwert, eine große Rolle.

Eine weitere Therapiemaßnahme bei Diabetes mellitus ist Bewegung. Körperliche Aktivität steigert den Energieverbraucht, macht Zellen empfindlicher für Insulin und trägt so zur Blutzuckersenkung bei. Allerdings ist ausreichend Bewegung mit blutzuckersenkender Wirkung im Alter meist nur noch bei aktiven, mobilen Diabetespatienten möglich. Bei sehr alten, multimorbiden Diabetespatienten ist diese Maßnahme zur Optimierung der Blutzuckereinstellung nicht mehr möglich.

Eine effiziente Diabetesbehandlung ist ohne regelmäßige Blutzuckerkontrollen nicht möglich. Die Kenntnis der aktuellen Blutzuckerwerte ist Grundlage für die individuell erforderliche Insulindosierung, hilft bei der Erkennung von Unter- und Überzucker (Hypo- und Hyperglykämien) und ermöglicht grundsätzlich eine Bewertung der Wirksamkeit anderer blutzuckersenkender Maßnahmen. Wer wie oft und wann seinen Blutzucker messen sollte, ist abhängig vom Typ und der Ausprägung des Diabetes mellitus sowie der Behandlungsart, sodass am besten den Vorgaben des Arztes entsprochen wird.

Je nach seinem Allgemeinstatus wird der Altersdiabetiker auch bei der Blutzuckerkontrolle mehr oder weniger Unterstützung benötigen, um fehlerhafte Messergebnisse zu vermeiden. So ist beispielsweise vielen Diabetikern nicht bewusst, wie wichtig saubere Hände für eine korrekte Blutzuckermessung sind. Denn sind Hände vor der Messung mit zuckerhaltigen Substanzen, etwa durch das Schälen einer Orange, in Berührung gekommen, kann dies den Blutzuckerwert so ansteigen lassen, dass u. U. gefährliche Korrekturen bei der Insulingabe oder bei oralen Antidiabetika vorgenommen werden.

Bei der Entwicklung aller Gefäßerkrankungen spielt der hohe Blutdruck (Hypertonie) grundsätzlich eine entscheidende Rolle, ist aber besonders riskant, wenn er mit Diabetes mellitus verbunden ist. Nach Empfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) sind die Blutdruckwerte bei Diabetikern unter den Bereich von 135 / 85 mmHg zu senken. Bestehen bereits Nieren- oder Augenhintergrundschäden, sollte der Blutdruck sogar noch weiter unter 125 / 85 mmHg gesenkt werden. Wie es um den Blutdruck beim einzelnen Diabetiker bestellt ist, wird durch Blutdruckkontrollen beim Arzt ermittelt. Ergänzend dazu ist insbesondere bei bestehendem Bluthochdruck die regelmäßige Selbstmessung zur Kontrolle zu empfehlen. Mit den einfach zu bedienenden Blutdruckmessgeräten, ist dies auch für ältere Personen kein Problem.

Noch sind nicht alle Mechanismen geklärt, die bei Diabetes mellitus zu Hautschädigungen und -erkrankungen führen. Die Auswirkungen auf das Organ Haut stehen jedoch fest: Der Diabetiker leidet unter trockener, rissiger Haut und mitunter sehr starkem Juckreiz und ist anfälliger für Hautinfektionen und Ekzemerkrankungen. Präventiv hilft hier nur eine intensive Haut- und Körperpflege mit dafür besonders geeigneten Reinigungs- und Pflegepräparaten. Da auch die Schleimhäute bei Diabetes betroffen sind, sollten mit regelmäßigen Kontrollen Erkrankungen der Schleimhäute wie Hefepilzbefall rechtzeitig erkannt werden.

Sowohl Diabetes mellitus als auch Harninkontinenz sind typische altersabhängige Erkrankungen, die völlig unabhängig voneinander, sehr häufig aber auch gemeinsam auftreten. Beim älteren Diabetiker stellt die Harninkontinenz die dritthäufigste Komplikation dar. Die Ursachen sind vielfältig, wobei vor allem rezidivierende (wiederkehrende) Harnwegsinfekte, altersbedingte Veränderungen, kognitive Defizite und Blasenneuropathien eine gewichtige Rolle spielen dürften. Dementsprechend zeigt sich die Harninkontinenz häufig als sog. neuropathische Blase oder als Dranginkontinenz. Um welche Art der Harninkontinenz es sich handelt, sollte sorgfältig diagnostiziert werden. Dann kann gezielt behandelt werden. Um Schädigungen durch Feuchtigkeit und die aggressiven Zersetzungsprodukte von Urin zu verhindern, sind präventiv aufsaugende Inkontinenzprodukte mit umfassendem Hautschutz einzusetzen.

Folgeschäden an den Füßen sind die häufigste Komplikation bei Diabetes, weshalb eine tägliche Inspektion durchgeführt werden sollte. Da aber älteren Diabetikern aufgrund zunehmender Bewegungseinschränkung eine Selbstkontrolle kaum mehr möglich ist, ist dies Aufgabe der Pflege. Dabei bietet sich beim Waschen eine gute Gelegenheit, die Füße – vor allem Zehen und Fersen – genau auf Druckstellen, Hornhautbildungen, Blasen, Rötungen und Verletzungen zu inspizieren, weil sich daraus allzuleicht verhängnisvolle Ulzera entwickeln können. Für die Fußpflege selbst, wie Nägel schneiden oder Hornhaut sachgerecht zu entfernen, empfiehlt es sich, einen geschulten Fußpfleger zu beschäftigen.

Alle Formen von Beinwunden (diabetische Ulzera), die als Langzeitfolge von Diabetes entstanden sind, sollten aufgrund ihrer hohen Infektionsgefährdung von Anfang an in dafür spezialisierten Wund- und Gefäßzentren behandelt werden. Zu groß ist das Risiko einer Gangrän mit nachfolgender Amputation. Außerdem ist die Behandlung diabetischer Ulzera so komplex, dass eine interdisziplinäre Zusammenarbeit beispielsweise von Allgemeinärzten / Internisten, Diabetologen und Gefäßchirurgen erforderlich ist. Auf keinen Fall darf eine diabetische, oft zunächst nur kleine Fußläsion wochenlang in „Eigenregie“ mithilfe von Wundsalben und / oder Wundauflagen behandelt werden. Jede noch so kleine Wunde muss diagnostiziert und entsprechend dem Befund behandelt und versorgt werden.

Sorgfältige Fußpflege rettet Füße

  • Regelmäßig, möglichst täglich Füße inspizieren; bei Bewegungseinschränkungen mithilfe eines Spiegels bzw. durch eine andere Person. Nach längeren Spaziergängen oder Wanderungen bzw. beim Einlaufen neuer Schuhe erfolgt die Fußinspektion am besten sofort. Zu achten ist besonders auf: Hautverfärbungen, Druckstellen, Blasen, Nagelveränderungen, Hornhautverdickungen, trockene, rissige Haut, Ekzeme, Hühneraugen, kleinste Verletzungen; nach Empfindungsstörungen fragen.
  • Täglich Füße waschen bei der Wassertemperatur von 37-38 °C, Dauer max. 5 Minuten. Füße sorgfältig abtrocknen, insbesondere die Zehenzwischenräume. Wegen der Infektionsgefahr niemals mit offenen Wunden baden.
  • Füße mit harnstoffhaltigen, feuchtigkeitsspendenden Cremes pflegen, z. B. Fußbutter Ringelblume-Rosmarin von Kneipp.
  • Zehennägel gerade feilen (nur am Rand etwas abfeilen, um ein Einwachsen der Nägel zu vermeiden), keine schneidenden Werkzeuge benutzen, Hornhaut mit Bimsstein entfernen, keine scharfen Raspeln benutzen.
  • Schwielen und Hühneraugen vom medizinischen Fußpfleger entfernen lassen. Achtung: Schwielen sind immer ein Zeichen für falsche Druckverteilung!
  • Nie barfuß oder in Strümpfen laufen – es besteht Verletzungsgefahr!
  • Keine direkten Wärmequellen wie Wärmflaschen oder Heizkissen zum Erwärmen kalter Füße benutzen, sondern Wollsocken.
  • Alles vermeiden, was Druckstellen an den Füßen verursachen könnte: Schuhe müssen am Vorfuß breit genug sein und dürfen keine drückenden Nähte oder scheuernde Innenfutter haben; vor dem Anziehen auf etwaige Fremdkörper untersuchen. Socken und Strümpfe sollten keine Nähte und beengende Gummizüge aufweisen.
  • Bei Fußdeformierungen orthopädische Schuhe tragen.
  • Auch kleinere Verletzungen müssen desinfiziert und verbunden und frühzeitig dem Arzt gezeigt werden!
  • Besonders wichtig: Ein Nagel- und Fußpilz muss frühzeitig und konsequent behandelt werden.
Fußpflege bei einem Diabetiker

Spätschäden auch im Alter konsequent behandeln

Durch verbesserte Therapien erreichen Diabetiker ein Lebensalter, in dem sie zunehmend von den Langzeitfolgen der Diabetes-Erkrankung eingeholt werden, die oft durch altersbedingte Behinderungen und Multimorbidität verschärft werden. Dennoch ist dies kein Grund, nicht zu (be)handeln.

Menschen mit Diabetes mellitus sind akut durch Zustände mit zu hohen Zuckerspiegeln (Überzuckerung = Hyperglykämie) und zu niedrigen Blutzuckerspiegeln (Unterzuckerung = Hypoglykämie) gefährdet. In beiden Fällen kann es zu einem bedrohlichen Koma bzw. Schockzustand kommen.

Des weiteren kann Diabetes Erkrankungen und Schäden vor allem der großen und der kleinen Blutgefäße zur Folge haben, was als Makro- und Mikroangiopathien bezeichnet wird (makro / mikro = groß / klein, Angio = das Gefäß, Pathie = Krankheit) und auch zu Schädigungen des Nervensystems (Neuropathien) führen. Alle Schädigungen entwickeln sich durch eine jahrelang schlechte Blutzuckereinstellung. Sie verlaufen oft lange Zeit unbemerkt und ohne größere Beschwerden, ehe die Probleme offensichtlich werden.

Gerade in dem langsamen Verlauf liegt aber auch eine große Chance – selbst bei einem späten Aufdecken des Diabetes – durch eine konsequente normnahe Blutzuckereinstellung, diabetesgerechte Ernährung und ggf. spezifische Behandlung der bereits entstandenen Schäden ein Fortschreiten der Folgeerkrankungen zu verhindern bzw. zu verlangsamen.

Zum möglichst frühzeitigen Erkennen von Folgeerkrankungen sind regelmäßig durchgeführte Kontrolluntersuchungen unerlässlich. Sie sind nicht nur bei jüngeren Diabetikern, sondern auch im Alter ein wichtiger Schritt zur Verbesserung und Erhaltung der Lebensqualität.

Typische Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus

Der Begriff bezeichnet die Erkrankungen der großen arteriellen Gefäße und stellt eine Arterienverkalkung dar (Arteriosklerose), die vor allem die Herzkranzgefäße sowie die Gehirn- und Beinarterien betrifft. Sie bedeutet ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Verschlüsse in den Beinarterien mit der Gefahr einer diabetischen Gangrän (angiopathisches Ulkus).

Hier handelt es sich um eine wuchernde Gefäßerkrankung der Netzhaut (Retina) der Augen, die sich schleichend entwickelt und eine Erblindung zur Folge haben kann. Regelmäßige Augenuntersuchungen zur Früherkennung sind ein „Muss“ für alle Diabetiker.

Dabei geht es um die Schädigung der Nierenkörperchen, die das Blut filtern. Durch die zunehmende Verzuckerung veröden die Nierenkörperchen mehr und mehr und verlieren ihre lebenswichtige Filtrationsfunktion – im schlimmsten Fall bis hin zum Nierenversagen. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind lebenswichtig.

Unter diesem Begriff werden alle Schädigungen der Nerven zusammengefasst. Denn auch Nervenzellen und -gewebe leiden unter der zunehmenden „Verzuckerung“ durch jahrelang schlecht eingestellte Blutzuckerspiegel. Dadurch kann es beispielsweise zu Lähmungen der Hirnnerven, zu Magen-Darm-Störungen, zu Potenzstörungen oder Inkontinenz kommen.

Besonders häufig führen die Nervenschädigungen zu Funktionsverlusten der Fußmuskeln mit Knochenschädigungen, woraus sich Störungen der Bewegungsabläufe und Fehlstellungen der Zehen ergeben. Das ist dann der Boden, auf dem sich das neuropathische Ulkus, das „Mal peforans“ entwickelt.