Arteriosklerose

Warum der Mensch altert, ist längst nicht in allen Details erforscht. Sicher scheint jedoch zu sein, dass Altern keine Krankheit, sondern ein ganz normaler Rückbildungsprozess ist. Allerdings sind die Übergänge zu typischen Krankheiten im Alter durch die Alterungsprozesse fließend.
Der Mensch unterliegt einem ständigen Form- und Leistungswandel, der biologisch in verschiedene Lebensphasen eingeteilt wird und mit dem Tod endet. Die Phase der körperlich-seelischen Entwicklung und Reife dauert etwa bis zum 25. Lebensjahr. Die Zeitspanne bis etwa zum 45. Lebensjahr gilt als das Alter der Lebenshöhe. Der Mensch ist voll leistungsfähig und kann seinen biologischen Auftrag der Fortpflanzung erfüllen. Dann beginnt die Phase degenerativer Veränderungen und zunehmender Funktionsverluste. Dabei realisieren viele Menschen den Alterungsprozess zunächst kaum, weil die Natur langsam und behutsam vorgeht. Erst wenn sich mit 50 oder 60 Jahren die ersten Leistungseinbußen bemerkbar machen, wird klar: Wir altern.
Dieses Zeitschema ist jedoch nur ein grobes Raster. Starre Altersgrenzen sind biologisch nicht begründbar.
Die Geschwindigkeit, mit der der Einzelne altert, kann nämlich sehr unterschiedlich sein, weil sie einer Vielzahl individueller Gegebenheiten unterliegt. Sie ist beispielsweise abhängig von ererbten physischen und psychischen Anlagen, von allgemeinen Lebensumständen, vom sozialen Umfeld und von vorherrschenden Umwelt- und Klimabedingungen, aber auch davon, inwieweit der Organismus durch akute Krankheiten geschädigt worden ist. Zudem altern auch nicht alle Organsysteme gleich schnell, sodass in der gleichen Altersgruppe große Schwankungen bestehen können und aus dem „kalendarischen“ Alter nicht unbedingt auf das „biologische“ Alter zu schließen ist
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt folgende Definition des Alters vor:
Alternde Menschen | 50 bis 60 Jahre |
Ältere Menschen | 61 bis 75 Jahre |
Alte Menschen | 76 bis 90 Jahre |
Sehr alte Menschen | 91 bis 100 Jahre |
Langlebige Menschen | über 100 Jahre |
Obwohl das Alter aus der Sicht der Forschung nicht als Krankheit gesehen wird, ist es doch eng mit Krankheit verbunden. Denn die zunehmende Instabilität und fortschreitende Abnahme der physischen wie psychischen Anpassungsfähigkeit der Organe und Organsysteme macht den alten Menschen anfällig für alterstypische Krankheiten oder verstärkt bereits bestehende Krankheiten.
Alterstypisch ist deshalb eine hohe Wahrscheinlichkeit für Multimorbidität. Dieser Begriff, abgeleitet von lateinisch „multus“ – viel, zahlreich und „morbus“ – Krankheit, bedeutet, dass der Patient an mehreren Krankheiten gleichzeitig leidet. Die einzelnen Erkrankungen können dabei zusammenhängen, wie beispielsweise Bluthochdruck und Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) oder unabhängig voneinander auftreten.
Veränderungen des Herz-Kreislaufsystems stellen die häufigsten Ursachen für das Auftreten von Krankheiten dar. Im Zusammenhang mit der verminderten Elastizität der Blutgefäße ist eine Erhöhung des Blutdrucks sowie eine verzögert ablaufende Blutdruckregulation typisch im hohen Alter. Bluthochdruck wiederum führt zu Schädigungen des Herzens sowie der kleinen Arterien von Hirn und Nieren und gilt als Risikofaktor Nr. 1 für das Auftreten eines Schlaganfalls. Die verzögert ablaufende Blutdruckregulation kann aber auch orthostatische, d. h. das Gleichgewicht betreffende Probleme hervorrufen, beispielsweise Schwindel beim schnellen Aufstehen oder bei plötzlicher Belastung mit der Folge von Stürzen, die zu den häufigsten Ursachen geriatrischer Notfälle zählen.
Die funktionellen Veränderungen der Atmungsorgane stehen mit dem Nachlassen der Elastizität von Brustkorb und Lungengewebe im Zusammenhang, können ihre Ursache aber auch in einer Herzleistungsschwäche haben. Typische Erscheinungen im Alter sind die Überblähung der Lunge, das sog. Lungenemphysem, sowie eine Zunahme des Atmungswiderstandes, das sog. Altersasthma.
Von besonderer klinischer Bedeutung ist die nachlassende Nierenfunktion mit Abnahme der glomerulären Filtrationsrate und des Gesamtkörperwassers. Sie lassen den Älteren anfälliger werden gegenüber Wasserverlust beim Schwitzen oder beim Einsatz von Diuretika (Arzneimittel zum Ausschwemmen von Wasser aus dem Körper) mit der Gefahr der negativen Rückwirkung auf den Zellstoffwechsel und die Funktionen des Herz-Kreislaufsystems. Die Altersveränderungen im Bereich des Harntrakts führen zu den verschiedenen Blasenfunktionsstörungen mit zumeist Harninkontinenz.
Mit zunehmendem Alter scheint die Sekretion der Bauchspeicheldrüsen, des Magens und des Pankreas abzunehmen. Charakteristisch sind außerdem eine Atrophie (Gewebeschwund) der Magenschleimhaut sowie eine Veränderung der Darmflora, was möglicherweise der Grund für die vermehrt auftretende Obstipation (Verstopfung) im Alter ist.
Die Altersveränderungen des Bewegungsapparates sind in der Regel sehr ausgeprägt und durch die vielen Symptome wie Gangunsicherheit, Griffschwäche, morgendliche Steifheit, Gelenkschmerzen, Anlaufschmerz und rheumatische Schmerzen deutlich nachvollziehbar. Rheumatische Erkrankungen, die eine Reihe akuter oder chronisch verlaufender, degenerativer oder entzündlicher und infektiöser Erkrankungen des Muskel-Skelettsystems umfassen, stehen mit an der Spitze der Altersleiden.
Funktionelle neurologische Veränderungen im höheren Alter sind beispielsweise die Abnahme der Ganglienzellen (spezifische Nervenzellen), die Verschmälerung der Hirnwindungen oder die Verdickung der Hirnhäute. Diese alterstypischen Veränderungen lassen sich allerdings hinsichtlich ihrer Auswirkungen nicht exakt einschätzen, scheinen aber das Risiko für Erkrankungen sowohl des zentralen Nervensystems (ZNS) als auch des peripheren Nervensystems (PNS) stark zu erhöhen. Typische Krankheitsbilder sind: Lähmungen, Anfälle, Empfindungsstörungen und Demenzen durch strukturelle, degenerative, biochemische oder elektrische Veränderungen im ZNS oder PNS, Schädigungen der Hirngefäße mit der Folge von Durchblutungsstörungen, Blutungen im Hirngewebe, Verkalkung, thrombotische Prozesse usw., wobei der Schlaganfall die dramatischste Folge ist.
Obwohl Krebserkrankungen in jedem Lebensalter auftreten können, betreffen sie vor allem ältere Menschen. Nach den Herz-Kreislauf-Krankheiten ist Krebs die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Bösartige Tumoren können sich in jedem Körpergewebe und -organ entwickeln und werden nach dem Typ des entarteten Gewebes klassifiziert.