Die Vorschrift „weniger Kontakte“, um das Übertragungsrisiko zu senken, trifft auch Pflegekräfte in der Wundversorgung, sodass der Verbandwechsel auf pflegende Angehörige übergehen kann. Einige Tipps helfen, in dieser Situation den Überblick zu behalten.
Die Behandlung und Versorgung chronischer und schwer heilender Wunden ist geprägt von Arbeitsteilung und Teamarbeit. Darin eingebunden sind Ärzte und Assistenzpersonal sowie Pflegefachkräfte stationärer und ambulanter Pflegeeinrichtungen, aber auch Teams von zertifizierten Wundzentren.
Im Mittelpunkt aber stehen der Patient und die ihn pflegenden Angehörigen, die im Idealfall über die Ziele der Wundtherapie gut informiert sind. Auch praktische Anleitungen durch Fachkräfte zu Maßnahmen wie Wundreinigung und Verbandwechsel würden die wünschenswerte Einbindung von Patient und Pflegenden in das Behandlungsteam fördern.
Nicht immer aber ist der Idealfall gegeben. Dann sind Patient und pflegende Angehörige auf eine solche Situation, wie sie jetzt durch die Corona-Pandemie entstanden ist, kaum vorbereitet. Deshalb der gute Rat: Lassen Sie den Kontakt zur betreuenden Pflegeeinrichtung oder zum Wundzentrum nicht abbrechen.
Per Telefon, Handy oder E-Mail können auftauchende Probleme besprochen und bei Unsicherheiten geholfen werden. Machen Sie beispielsweise mit dem Handy ein Foto der Wunde, sodass der Wundzustand per Ferndiagnose beurteilt und das weitere Vorgehen festgelegt werden kann. Benötigen Sie dazu neue Wundauflagen oder Fixiermaterial, kann die betreuende Pflegeeinrichtung bzw. das Wundzentrum das Material nach Hause liefern.
Dies sind nur einige Beispiele, wie man trotz weniger Kontakte gemeinsam die Wundversorgung sichern kann und der Patient keinen Schaden erleidet. Was „vor Ort“ im Detail zu tun ist, haben wir kurz zusammengefasst.
Verbandwechsel zuhause:
Hygiene muss sein!
Generell ist eine offene Wunde eine ideale Eintrittspforte für Infektionserreger. Besonders gefährdet sind dabei wiederum ältere Wundpatienten durch Gründe wie Immunschwäche und häufig mehrere Vorerkrankungen, die gleichzeitig bestehen, was als Multimorbidität bezeichnet wird.
Aber auch die Wundursache spielt im Hinblick auf die Infektionsgefährdung eine große Rolle. Beispielsweise tragen Patienten mit arteriellen und diabetischen Ulzera sowie Dekubitus ein extrem hohes Infektionsrisiko. Unheil droht des Weiteren durch das verstärkte Auftreten antibiotikaresistenter Keime (MRSA-Erreger) auch im häuslichen Bereich. Sie können bei offenen Wunden zu lebensgefährlichen Infektionen führen.
Die kurze Darstellung der Infektionsrisiken beim Verbandwechsel macht deutlich, wie wichtig das hygienische Arbeiten beim Verbandwechsel ist. Dabei ist es weder schwierig noch zeitintensiv, die grundlegenden Hygieneregel einzuhalten, die nicht nur in Corona-Zeiten gelten. Erforderlich ist einzig und allein: Disziplin.
Er schützt davor, dass „Tröpfchen“ beim Sprechen in die Wunde gelangen, aber auch davor, sich an Nase und Mund zu greifen. Generell sollte beim Verbandwechsel nur das Notwendigste gesprochen werden, ohne aber den Patienten dadurch zu verunsichern.
Die meisten Wundinfektionen werden durch Handkontakt übertragen. Alle Behandlungsmaßnahmen direkt an der Wunde werden daher ausschließlich mit sterilen Pinzetten durchgeführt. Zum Selbstschutz und um eine Keimverbreitung zu vermeiden, sind jedoch auch bei der Verwendung steriler Pinzetten Einmalhandschuhe zu tragen. Diese können unsteril sein, die Wunde darf aber damit nicht direkt berührt werden.
Sie ist auch dann erforderlich, wenn Einmalhandschuhe getragen werden. Ringe und Uhren sind vorher abzunehmen, um eine sichere Desinfektion zu gewährleisten.
Legen Sie z. B. ein gebügeltes Handtuch oder Einmal-Abdecktuch unter die Wunde oder legen Sie über normale Kleidung eine frische (Einmal-) Schürze an. Im Zimmer Keimverwirbelungen durch Herumgehen von Personen vermeiden, Haustiere wie Hunde, Katzen oder Vögel unbedingt aus dem Zimmer entfernen, da MRSA-Erreger in beide Richtungen – von Mensch zu Tier und von Tier zu Mensch – übertragen werden können.
Einige Tipps zum sicheren Arbeiten
Das Abnehmen des Verbandes kann mit einer unsterilen Pinzette erfolgen, weil dabei nur der alte Verband und nicht die Wunde berührt wird. Den abgenommen, verschmutzen Verband umgehend in keimdichtes Behältnis entsorgen (Folienbeutel zum Verschließen, dicke Papiertüte), nicht herumliegen lassen oder z. B. in einem offenen Papierkorb ablegen.
Ist eine Wundreinigung erforderlich, nach Anweisung der Wundschwester sterile Kompressen oder Tupfer mit Wundspüllösung oder einem gut verträglichen Antiseptikum tränken und damit das Wundgebiet schonend – ohne Druck – reinigen.
Die neue Wundauflage wird mithilfe zweier steriler Pinzetten appliziert. Kommt man damit nicht zurecht, sind sterile Einmalhandschuhe zu tragen, mit denen dann die Wunde berührt werden darf.
Ist bei starker Wundflüssigkeit (Exsudation) eine Saugkompresse zum Aufnehmen des Exsudats bzw. zum Abpolstern und Schutz der Wunde erforderlich, kann diese mit unsterilen Einmalhandschuhe appliziert werden, weil hierbei die Wunde nicht mehr direkt berührt wird.
Auch bei der abschließenden Fixierung der Wundauflagen sind unsterile Einmalhandschuhe erlaubt, weil auch hier die Wunde nicht mehr direkt berührt wird.
Beim Ausziehen der Handschuhe, mit einer Hand an die Innenfläche der anderen Hand greifen und den Handschuh anheben und abziehen und mit der noch behandschuhten Hand festhalten. Mit der unbehandschuhten Hand unter die Stulpe des zweiten Handschuhs greifen und über die Finger abziehen. Am Ende ist der zweite Handschuh über den ersten Handschuh umgekrempelt. Beide können nun ohne Kontaminationsgefahr entsorgt werden. Im Anschluss eine hygienische Händedesinfektion durchführen.