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Tipps zur praktischen Durchführung der Körperpflege

Je nach der Mobilität des betreuten Menschen stellen sich bei der täglichen Körperpflege in der Alten- und Krankenpflege ganz andere Herausforderungen, die aber mit einigen praktischen Tipps gut zu bewältigen sind.

Körperpflege richtig gemacht

Eine gute, umfassende Körperpflege dient der Vermeidung von Krankheiten, der Erhaltung der Gesundheit und der Steigerung des Wohlbefindens. Bereits in den frühen Kulturen hatte die Körperpflege einen hohen Stellenwert und erst recht in unserer Zeit. Die Körperpflege ist zu einer Handlung geworden, die das Selbstwertgefühl und Erscheinungsbild eines Menschen in hohem Maße prägt. Ist es dann nicht mehr möglich, sich selbst selbstständig zu pflegen, kann dies das Selbstwertgefühl ziemlich beeinträchtigen. Darauf sollte der Pflegende so gut wie möglich Rücksicht nehmen.

Duschen in der Pflege

Duschen ist in vielerlei Hinsicht eine optimale Reinigungsform: Der Körper wird komplett gewaschen, die Dusche wirkt kreislaufanregend und aktivierend und duschen geht auch schneller als das Waschen am Waschbecken. Daher ist das Duschen in der Altenpflege besonders wichtig. Beachten Sie folgende Hinweise zur Sicherheit und Durchführung, wenn Sie einen Patienten duschen:

  • Die wenigsten Badezimmer sind mit frei zugänglichen, rollstuhltauglichen Duschen ausgestattet. Deshalb sollten vorrangig die Möglichkeiten geprüft werden, mit entsprechenden Beihilfen das Badalters- und pflegegerecht umbauenzu lassen.
  • Duschwanne mit rutschsicherer Unterlage ausrüsten
  • Haltegriffe anbringen, bei Bedarf Duschstuhl oder -hocker (möglichst mit sicheren Saugnäpfen) bereitstellen
  • Pflegebedürftigen je nach Bedarf unterstützen (z. B. beim Wasserstrahl einstellen, beim Waschen von nicht erreichbaren Körperstellen, bei der Haarwäsche, beim Abtrocknen usw.)

Körperpflege am Waschbecken

Das Waschen am Waschbecken fördert Selbstständigkeit und Beweglichkeit und entlastet auch den Pflegenden, weil oft nur Hilfestellungen erforderlich sind. Folgende Hinweise zur Durchführung sollten Sie bei der Grundpflege am Waschbecken beachten:

  • Utensilien griffbereit bereitstellen (z. B. pH-neutrale Waschlotion/Seife, (Einmal)Waschhandschuhe, Zahnbürste/-pasta, Handtücher, Bodylotion usw.)
  • Standsichere Sitzgelegenheit am Waschbecken aufstellen, mit Handtuch abdecken
  • Mit fließendem Wasser waschen, um Keimverschleppung sowie Seifenrückstände auf der Haut zu vermeiden
  • Je nach Bedarf Hilfestellung geben (z. B. beim Waschen des Rückens und der Füße oder beim Abtrocknen)
  • Bei infizierten Hautstellen oder Pilzbefall zum Waschen Einmalhandschuhe und Einmalwaschhandschuhe verwenden
  • Intimpflege nur durchführen, wenn der Pflegebedürftige stehen kann (sonst im Bett durchführen)

Generell sollten Sie eine Ganzkörperwaschung am Waschbecken nur dann durchführen, wenn der Pflegebedürftige entsprechend lange ohne größere Probleme stehen kann. Sollte dies nicht der Fall sein, führen Sie nur eine Teilwaschung am Waschbecken durch.

Körperpflege im Bett: Ganzkörperwaschung bei bettlägerigen Patienten

Bettlägerige Menschen sind meist auch schwerkranke Menschen, für die sogar die tägliche Ganzkörperwaschung im Bett eine große Anstrengung bedeutet. Deshalb ist abhängig vom Befinden des Kranken zu entscheiden, ob sie jeden Tag notwendig ist oder ob Teilwaschungen im Bett genügen. Um den Kranken dabei so wenig wie möglich zu belasten, müssen alle erforderli­chen Maßnahmen gut vorbereitet sein, damit das Waschen zügig und ohne Unterbrechungen vor sich gehen kann. Bringen Sie zuerst die Zimmertemperatur auf eine angenehme Wärme. Dann stellen Sie die notwen­digen Hilfsmittel bereit:

  • Waschschüssel mit warmem Wasser für die Körperwaschung, extra Waschschüssel für die Intimpflege;
  • Besonders bei stark ausgetrockneter Haut sollten Waschlotionen mit neutralem ph-Wert angewendet werden.
  • Zwei Waschhandschuhe, einen für Gesicht und Körper, den zweiten für den Intimbereich. Textile Waschlappen sollten aus hygienischen Grün­den nach Möglichkeit jeden Tag gewechselt werden, weil sich in ihnen schnell Bakterien vermehren. Hygienisch sicherer ist die Verwendung von Einmalwaschlappen, die nach Gebrauch weggeworfen werden;
  • Zwei Handtücher, wieder getrennt für Gesicht und Körper und den Intimbereich;
  • Beim Waschen im Bett ist es hilfreich, nach einem Schema abschnittweise vorzugehen, damit der Kranke nicht die ganze Zeit unbedeckt ist:

    • Entkleiden Sie den Kranken und decken Sie ihn wieder zu. Der Oberkörper wird mit einem großen Handtuch bedeckt.
    • Beginnen Sie mit dem Waschen der Augen mit klarem Wasser, vom äußeren zum inneren Augenwinkel hin.
    • Dann folgen das Gesicht, Ohren und Hals, Arme, Hände, Brust und Bauch einschließlich des Nabels. Jedes Körperteil wird nach dem Waschen sofort abgetrocknet und nach Bedarf gleich eingecremt.
    • Zum Waschen der Rückenpartie setzen Sie den Kranken auf, wenn es der Zustand erlaubt, ober bringen ihn in Seitenlagerung. Nach dem Waschen wird er wieder bequem auf den Rücken gelagert und der Oberkörper gut zugedeckt oder angekleidet.
    • Dann schlagen Sie die Bettdecke hoch und waschen Beine und Füße.
    • Zum Schluss wird mit frischem Wasser sowie dem Extrawaschlappen der Intimbereich gewaschen. Wie Sie bei der Intimpflege im Bett am besten vorgehen, ersehen Sie aus dem Abschnitt »Intimpflege«.

    Hinweis:Beim Waschen müssen alle Hautfalten besonders gründlich gereinigt und sorgfältig abgetrocknet werden, damit es durch die Feuchtig­keit nicht zu Hautreizungen kommt. Gefährdete Stellen sind vor allem: die Falten unter der Brust bei der Frau, die Achselhöhlen, die Bauchfalten bei dickleibigen Patienten, die Analfalte, die Leistenbeugen, der Hodensackbereich beim Mann sowie die Zehenzwischenräume. Bei dickleibigen Kranken kann es zudem erforderlich werden, die Hautfalten mit weichenMull- oder Vliesstoffkompressen zu unterlegen, um den direkten Hautkontakt zu vermeiden. Während des Waschens wird die Haut auf eventuelle Veränderungen hin beobachtet.Mehr zur Hautpflege erfahren Sie hier.

Intimpflege: Den Intimbereich richtig waschen & pflegen

Durch die Ausscheidungen von Urin und Stuhl istder Intimbereichbesonders von Geruchsbildung betroffen und durch Entzündungen gefährdet. DieReinigung des Intimbereichskann also mehrmals täglich erforder­lich werden. Vor allem dann, wenn der Kranke inkontinent ist, vermehrten Ausfluss oder Durchfall hat oder etwa ein Ekzem besteht. In diesen Fällen sollten Sie beim Waschen zum eigenen Schutz Einmalhandschuhe tragen und die Hände nach der Pflege waschen bzw. mit einem Händedesinfektionsmittel desinfizieren.

  • Dem Kranken wird ein Handtuch oder eine Krankenunterlage unter das Gesäß gelegt.
  • Dann waschen Sie zuerst den Genitalbereich.
  • Intimpflege bei Frauen - Durchführung:Bei Frauen ist zu beachten, dass durch die kurze Harnröhre sehr leicht Keime in die Harnwege eingeschleppt werden können und dort Infektionen auslösen. Es muss deshalb immer von vorne nach hinten gereinigt werden, also von der Scheide zum After hin, damit vom After aus keine Stuhlbakterien in die Scheide gelangen können.
  • Der Scheidenbereich wird auf mögliche Entzündungen, Ausfluss und Vaginalblutungen kontrolliert.
  • Intimpflege beim Mann - Durchführung:Bei Männern ist beim Waschen die Vorhaut des Penis zurückzustreifen, damit die Eichel gereinigt und das Smegma entfernt werden kann.
  • Die Vorhaut muss nach dem Waschen unbedingt wieder über die Eichel geschoben werden, um Abschnürungen und Blutstau zu verhindern.
  • Penis und Hodensackbereich sind auf etwaige Veränderungen und Schwellungen, Ekzeme oder vermehrte Sekretionen zu beobachten.
  • Nach dem Waschen der Genitalien wird der Kranke seitlich gelagert und der After sowie die Gesäßfalte gründlich gereinigt.
  • Dabei sind auf Hautveränderungen wie z. B. Entzündungen, Hauteinrisse am After oder etwa äußere Hämorrhoiden zu achten.
  • Bei besonders starker Verschmutzung, z.B. durch eine Stuhlinkontinenz, oder bei stark angegriffener Haut empfiehlt sich statt Seife und Wasser die Anwendung spezieller Reinigungsprodukte wie Reinigungsschaum oder Feuchtpflegetücher(in der Apotheke erhältlich).Hier erfahren Sie mehr zur Hautpflege bei Inkontinenz.

Augen-, Nasen- und Ohrenpflege

Eine spezielle Augenpflege ist immer dann erforderlich, wenn die Gefahr einer Hornhautaustrocknung oder einer Infektion der Bindehaut besteht. Gefährdet sind vor allem Kranke mit seltenem oder fehlendem Lidschlag, z. B. bei Bewusstlosigkeit oder Halbseitenlähmung, und Kranke mit starken Absonderungen (Sekretionen) aus den Augen. Das Auswischen der Augen erfolgt mehrmals täglich. Ein Mulltupfer wir mit sterilem Wasser getränkt (beides in der Apotheke erhältlich) und die Augen damit vom äußeren zum inneren Augenwinkel hin ausgewischt. Jeder Tupfer darf dabei nur einmal benutzt werden. Danach können eventuell Augentropfen oder eine Augensalbe aufgetragen werden. Ihre Anwendung ist mit dem Arzt zu besprechen. 

Manchmal ist auch die natürliche Reinigung der Nase durch die Flimmer­häärchen eingeschränkt, weil die Nasenschleimhaut zu trocken ist. Die Nasenöffnungen sind dann mit trockenen oder feuchten Wattestäb­chen zu reinigen. Eventuelle Borken vorsichtig entfernen, damit sie nicht in die Nase hochgeschoben werden und zu Atembehinderungen führen.

Bei den Ohren werden nur die Ohrmuschel (beim Waschen mit dem feuchten Waschlappen) und der äußere Gehörgang gereinigt. Das innere Ohr reinigt sich durch die Bildung von Ohrenschmalz selbst. Wird jedoch zuviel Ohrenschmalz gebildet und verhärtet es sich zu einem Pfropfen, so muss dieser Pfropf von einem Arzt entfernt werden.

Zahn- und Mundpflege

Die normale Zahn-und Mundpflege besteht in mindestens 2 x täglichem Zähneputzen mit Bürste und Zahnpaste sowie Mundspülungen mit Zusät­zen von erfrischenden Mundwassern. Die Mundpflege in der Altenpflege ist noch umfangreicher: Ist der Kranke Zahnprothesenträger, sollte die Prothese nach jeder Mahlzeit, zumindest aber am Abend gründlich gereinigt werden. Die Reinigung der Prothese ist durch die hochwirksamen Reinigungsmittel heute kein Problem mehr. Die Prothese verbleibt über die Nacht im Reinigungsbad und wird am Morgen nach der Mundspülung eingesetzt. 

Durch die geschwächte Abwehrkraft und mangelhafte Kautätigkeit sind besonders Schwerkranke und Fieberkranke sowie sehr alte Menschen von Erkrankungen der Mundschleimhaut bedroht. Dann ist eine intensive Mundpflege mit mehrmals täglichem Auswischen der Mundhöhle erforderlich. Wie Sie dabei vorgehen und welche Tinkturen zum Auswischen geeignet sind, lassen Sie sich vom Arzt oder einer erfahrenen Pflegefachkraft erklären.

Nagelpflege bei Pflegebedürftigen

Die Fingernägel sollten aus hygienischen Gründen möglichst kurz und sauber gehalten werden. Am besten sind sie nach einem Handbad zu schneiden. 

Das Schneiden der Zehennägel verlangt besondere Vorsicht, denn Verletzungen der Haut können vor allem bei Kranken mit Durchblutungsstörungen der Beine und bei Zuckerkranken sehr leicht zu Infektionen führen. Auch die Zehennägel sollten vor dem Schneiden durch ein Fußbad weich gemacht werden. Passiert einmal ein Mißgeschick, so muss die Verletzung sofort desinfiziert und verbunden werden.

Hinweis: Ist bei eingewachsenen Nägeln, Hühneraugen, Dornwarzen oder starker Hornhautbildung eine spezielle Fußbehandlung erforderlich, so ist dies Aufgabe einer erfahrenen medizinischen Fußpflegerin. Die Verletzungsgefahr bei Behandlungsversuchen durch den Laien ist zu groß! Eine medizinische Fußpflegerin kann auch sicher Nagelveränderungen beurteilen: z. B. Brüchigwerden, Verformungen, Verfärbungen und Verdickungen. 

Haar- und Bartpflege

Die tägliche Haarpflege besteht in Bürsten und Kämmen der Haare. Haarewaschen sollte entsprechend den Bedürfnissen des Patienten, minde­stens aber einmal alle 14 Tage durchgeführt werden. Für das Haarewaschen im Bett gibt es spezielle Kopfwaschwannen, die die Haarpflege etwas problemloser machen. Es geht aber auch mit einer normalen Waschschüssel, wenn man den Kranken entsprechend lagert. Eine zweite Hilfs­person wäre jedoch sehr nützlich, ggf. kommt auch eine Friseuse ins Haus. 

Die Häufigkeit der Rasur beim Mann sollte ebenfalls den Bedürfnissen und der Stärke des Bartwuchses entsprechen. Hierzu können Nassrasierer oder Rasierapparate verwendet werden. Rasierwasser und/oder Hautcreme sorgen nach der Rasur für Hautpflege und Wohlbefinden.